Von Natalia Schmidt
RÜSSELSHEIM . Mit einem Stadtspaziergang im Laternenschein lenkte der Verein Energiewende am Donnerstagabend die Aufmerksamkeit auf eine Untersuchung in Sachen Energieverbrauch. Angesehen hatten sich die Experten, wo sich in den „Drei gewinnt“-Kommunen beispielhafte Energiespar-Projekte finden und wo noch Potenziale auszumachen sind. Auf den Prüfstand kamen insbesondere die öffentlichen Gebäude und die Straßenbeleuchtung.
Laut Studie liegt Rüsselsheim vorne
„Die Zahlen zu vergleichen ist natürlich nicht ganz einfach“, schickte Hans Dieter Scherer-Gerbig vom Energiewende-Verein voraus. Und obwohl man lange auf verlässliche Zahlen aus den Partnerstädten hatte warten müssen – diese sind aus 2015 – habe die Studie ein deutliches Ergebnis gebracht: Rüsselsheim liegt vorne. Zumindest, was die Einsparung an Energie angeht. „Viele Kommunen haben in den letzten Jahren ihre Straßenbeleuchtung modernisiert und auf effiziente Leuchtmittel umgestellt“, erklärte Scherer-Gerbig – gerade die Zuschüsse aus der Hessentagsförderung hätten dies in Rüsselsheim innenstadtnah möglich gemacht. Erhellt sind nun das Rathaus, der Marktplatz und die Stadtkirche. Von den insgesamt etwa 8000 Lichtmasten sind in Rüsselsheim etwa 30 Prozent auf LED umgerüstet.
„Alle öffentlichen Gebäude müssen einen Energieausweis haben“, wies Scherer-Gerbig auf den Aushang im Eingangsbereich des Rathauses hin. Der Rundgang mit Blick auf die verschiedenen Leuchtmittel und Verbräuche begann dort, zog sich über den Maindamm und die Marktstraße bis zur Sophienpassage. Unterwegs wurde klar, wie unterschiedlich Beleuchtung sein kann und natürlich auch einem gewissen Zeitgeist unterliegt. Am Hintereingang des Rathauses in der Faulbruchstraße stehen noch zwei Natriumdampfleuchten, die ausgetauscht werden, wenn diese Straße erneuert wird.
Seit 2009 werde in Rüsselsheim regelmäßig in kostensparende Beleuchtung investiert – meist dann, wenn Lebenszyklen der Leuchtmittel erreicht seien oder Sanierungen anstehen. Auf dem neu gestalteten Marktplatz liege die Reduzierung der Kosten beispielsweise bei 69 Prozent, weil statt der bisherigen 51 Leuchten jetzt nur noch 25 stehen, die die Umgebung aber effektiver erhellen. 2018 sollen die Leuchten auf dem kleinen Parkplatz vor der Sophienpassage an der Elisabethenstraße erneuert werden, ließ Scherer-Gerbig verlauten. An dieser Stelle wurde der Ruf nach einem Klimaschutzmanager laut, dessen Beschlussvorlage im vergangenen Jahr von der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt worden war. Und das, obwohl diese zu 90 Prozent vom Bund gefördert würde, weitere Förderungsmöglichkeiten mit sich bringe und besonders für einkommensschwache Kommunen von Vorteil wäre. „Die Ergebnisse des Städtevergleichs legen nahe, dass hier eine gute interkommunale Zusammenarbeit stattfindet. Diese müssen von den Verantwortlichen weiter diskutiert werden – auf Basis von „,Drei gewinnt‘“, meinte Matthias Schweitzer von den Stadtwerken Rüsselsheim.
Die Übersicht zeigt, dass sich Rüsselsheim zwar auf die Schulter klopfen kann, was den Energieverbrauch angeht und Kelsterbach Nachholbedarf habe. Aber auch in der größten Stadt am Untermain ist das Ende der Lichtmaststange noch lange nicht erreicht. Anders als bei der Straßenbeleuchtung landet Rüsselsheim bei der Energiebilanz der Rathäuser, bedingt durch die ältere Bausubstanz, auf dem dritten Platz hinter Raunheim mit seinem Neubau-Rathaus und Kelsterbach. Für diese Erhebung bei Nicht-Wohngebäuden wurden Kühlung, Beleuchtung, Lüftung, warmes Wasser und Heizung betrachtet. Dort fallen Gebäudeabmessung, Dämmmaterialien, Fenster und die Art der Heizmittel ins Gewicht. Der Heizenergieverbrauch wurde auf Grundlage der Fläche und den Verbrauchswerten der letzten drei Jahre ermittelt. Für Raunheim sieht der Verein „Energiewende“ noch Nachbesserungsbedarf, was die Offenlegung der Zahlen betrifft, damit die drei Städte künftig besser miteinander verglichen werden können.
VERGLEICHSZAHLEN
Die Anzahl an Lichtpunkten beträgt in Rüsselsheim 7973, in Raunheim 1734 und in Kelsterbach 1926. Der Stromverbrauch (2015) lag in Rüsselsheim bei 2 230 980 Kilowattstunden (kW/h) pro Jahr, in Raunheim bei 656 000 kW/h und in Kelsterbach bei 828 862. Zum Vergleich: Ein Einfamilienhaus verbraucht jährlich etwa 4000 kW/h, 30 Prozent davon sind Licht.
Durch die Umrüstung auf LED liegt der Energieverbrauch pro Lichtpunkt in Rüsselsheim bei 279,8 kW/h, in Raunheim bei 378,3 kW/h, in Kelsterbach bei 430,4 kW/h. (nat)