Stellungnahme zum Bebauungsplan Nr. 151 „Gewerbepark West“, Stadt Rüsselsheim am Main

Diese Stellungnahme hat der Verein ENERGIEWENDE fristgerecht beim Magistrat der Stadt Rüsselsheim eingereicht:

Der Verein Energiewende hatte bereits in 2022 „Betrachtungen über das gesamte Opel-Gelände in Rüsselsheim mit der Ausrichtung auf eine zukunftsfähige Ver- und Entsorgung“ verfasst. Diese Ausarbeitung liegt der Verwaltung der Stadt Rüsselsheim als Vorabzug seit Ende 2022 vor.

Der Verein ist der Ansicht, dass einzelne Teile des gesamte Opelareals nur unter Beachtung eines Gesamtkonzeptes weiterzuentwickeln sind. In diesem Vorentwurf fehlt eine generelle grundsätzliche Festlegung für das gesamte ehemalige Opel-Gelände.

Die wesentlichen 16 Ansätze und Forderungen sind:

1. Das Heizwerk und das Kraftwerk sollten grundsätzlich weiter bestehen bleiben, deren Brennstoffe wären jedoch auf Nachhaltigkeit umzustellen, um eine weitgehendst CO2-freie Erzeugung zu erhalten. Dafür kämen verschieden Lösungen in Frage: Bio- Methan oder Holz oder Geothermie oder Flusswasser (Main).

2. Die 4 PV-Dachanlagen sind zu erhalten, weitere Dachflächen sind mit PV-Anlagen verpflichtend zu bestücken. Der Solarmodulanteil auf Dachflächen sollte auf mindestens 50 % verpflichtenden festgeschrieben werden (zu 10.5 und 10.6).

3. Die Stromversorgung sollte auch weiter aus dem mit nachhaltigen Brennstoffen im örtlichen Kraftwerk mittels Kraft-Wärme-Kopplung erzeugen Strom erfolgen und durch weitere PV-(Dach)-Anlagen ergänzt werden.

4. Im Rahmen der Verpflichtung einer kommunalen Planung der Wärmeversorgung wäre grundsätzlich das Ziel, die Wärmeversorgung komplett aufrecht zu halten und über KEO ( Konsortium Energieerzeugung Opel) eine nachhaltige Wärmebereitstellung am Übergabepunkt bei der Erzeugung zu erhalten. Dieses vorhandene Wärmenetz wäre dann auch die ideale Keimzelle eines sich erweiternde Fernwärmenetzes in die anderen Stadtteile. Das gesamte Gelände wäre dann auch als Fernwärmevorranggebiet zu kennzeichnen. Je nach zukünftiger Nutzung sind die bisher doch recht hohen Temperaturen von 120/70 auf ein niederes Temperaturniveau, zum Beispiel 80/50 zu reduzieren, um nachhaltiger zu werden und die Netzverluste zu minimieren. Weitere Verbraucher außerhalb des Opel-Geländes sind anzuschließen (z.B. Innenstadt, städtische Liegenschaften, Eselswiese etc.). Wärme aus Abwärmequellen bei reduzierter Netztemperaturen wäre bevorzugt aufzunehmen.

5. Die bestehende Trinkwasserversorgung sollte entsprechend den neuen Anforderungen angepasst werden, jedoch sollen keine Verbraucher, die Wasser niedrigere Qualität benötigen, angeschlossen werden (WC, Kühlungen, Industrieanlagen etc.) (zu 8.10.1).

6. Das bestehende Gebrauchswassernetz sollte komplett erhalten bleiben, da dort kein Grundwasser genutzt wird und diese Ressource zwingend zu schonen ist. Das Gebrauchswasser wäre zwingend weiter in WCs, Kühlanlagen und sonstige industrielle Prozesse zu verwenden (zu 8.10.1).

7. Wenn Erdgas genutzt werden soll, dann nur für industrielle Prozesse mit Bio- Methan, nicht für reine Heizzwecke.

8. Die vorhandenen Trennsysteme für Oberflächenwasser (z.B. Regen) mit Direkteinleitung in den Main und die getrennten chemische, ölhaltige und häusliche Abwässer incl. der jeweiligen Reinigungsstufe sollten komplett so bestehen bleiben, soweit diese Abwasserarten weiter zukünftig anfallen (zu 8.10.2).

9. Die bestehen bleibenden Gebäude sind nach dem neuesten technischen Stand mit Wärmeschutz nachzurüsten. Neue Gebäude sind mindestens nach Bundesförderung für Effiziente Gebäude (BEG), derzeit Effizienzhaus 40 NH-Klasse, zu errichten. Der max. Primärenergiebedarf sollte auf 40% begrenzt werden (zu 3.)

10. Das gesamte Gelände ist weitestmöglich zu entsiegeln und eine hochwertige Begrünung mit standortgerechten Bäumen, Büschen und Vertikalbegrünung ist vorzusehen.

11. Die Anbindung an die Bahn und an den Fluss Main über einen Hafen ist weiter zu erhalten und auszubauen. Der Opel-Bahnhof wäre zu modernisieren und barrierefrei auszubauen. Die dort spärlich vorhanden Fahrradabstellflächen wären großzügig zu erweitern. Der vorhandene Main-Radweg ist zu erhalten. Ein Anschluss daran wäre wünschenswert.

12. Der Hafen ist für einen regelmäßige Nutzung für Frachten zu ertüchtigen.

13. Die E-Ladesäulen sind beizubehalten und je nach Bedarf zu erweitern.

14. Bei einer Aufteilung des gesamten Geländes ist zumindest eine direkte Erreichbarkeit der Gebäude von außen mit dem Fahrrad zu ermöglichen.

15. Bei der Wahl der zukünftigen Nutzer wäre unbedingt darauf zu achten, dass Verbrauchergruppen angesiedelt werden, die eine innere Wärmelast haben und diese an das bestehende Wärmenetz, das dafür bestens geeignet ist, abzugeben (idealerweise Rechenzentren mit Cloud&Heat).

16. Auch wäre zwingend zu verhindern, dass einzelne Abnehmer oder Bereiche sich aus dem bestehenden Wärmenetz verabschieden und dezentral zusätzliche Erzeugungen aufbauen.

In dem vorliegenden Bebauungsplanentwurf Nr. 151 fehlen uns deshalb die verbindlichen Festlegungen, die in unseren obigen Punkten 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9,10 und 16 dargestellt werden.

Als Anlage zu diesem Schreiben erhalten Sie auch unsere aktualisierten Betrachtungen über das gesamte Opel-Gelände in Rüsselsheim mit der Ausrichtung auf eine zukunftsfähige Ver- und Entsorgung.

ENERGIEWENDE Rüsselsheim e. V.

Heike Muster

1. Vorsitzende

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